Traumatherapie

Mein Weg als Psychotherapeutin in der Arbeit mit meinen Klient*innen hat mich zum Fachbereich Trauma und Trauma-Aufarbeitung geführt. Mit der Zeit bemerkte ich, dass ich in der therapeutischen Arbeit ohne traumatherapeutische Techniken meist irgendwann anstehe bzw. die Psychotherapie nur bis zu einem gewissen „Punkt“ möglich war, denn ich hatte keine Techniken erlernt um tiefliegende Stressblockaden oder psychische Verletzungen und Traumatisierungen aufzuarbeiten und somit zu lösen.
Dies stimmte mich unzufrieden, habe ich doch den Anspruch an meine Arbeit, dass Klient*nnen ihre Konflikte und Themen mit denen sie zu mir kommen, möglichst ganzheitlich, soweit es ihr System in dem Moment zulässt, be- und aufarbeiten können.
So besuchte ich im Laufe der letzten Jahre einige spezifische Traumatherapie-Fortbildungen, erlernte unterschiedliche traumatherapeutische Techniken um für mich zufriedenstellend und erfolgreich mit Traumata arbeiten zu können.
Ich möchte im Anschluss einige dieser Techniken und Methoden kurz beschreiben, damit Sie sich ein Bild von meinem Traumatherapie-Angebot machen können.

Arbeiten mit inneren Anteilen

1. Inneres Kind

Kennen Sie Situationen in denen scheinbar kleine äußere Auslöser in Ihnen eine heftige, ja sogar „übertriebene“ innere Reaktionen bewirken? Manchmal wundern wir uns über uns selbst, dass wir auf eine scheinbar „harmlose“ Situation sehr emotional, verletzt, verärgert, gekränkt, eingeschnappt usw. reagieren. Diese Zustände können uns dann über Tage, Wochen, ja Monate begleiten.
Gespeicherte Kindheitsempfindungen können durch solch harmlos wirkende alltägliche Situationen wieder ausgelöst („getriggert”; Trigger = Auslöser) werden und in der Intensität ihrer Ursprünglichkeit durchlebt werden.
Durch diese „Trigger“, oftmals nicht bewusst wahrgenommene Auslöser, werden bestimmte Gedächtnisstrukturen angestoßen, die kindliche Wahrnehmungs-, Bewertungsmuster und daraus folgend Gefühls- und Verhaltensmuster hervorbringen.

Das Innere Kind gehört zu einer modellhaften Betrachtungsweise innerer Erlebniswelten, die durch Bücher von John Bradshaw und Erika Chopich/ Margaret Paul bekannt wurden. Es bezeichnet und symbolisiert die im Gehirn gespeicherten Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen aus der eigenen Kindheit. Hierzu gehört das ganze Spektrum intensiver Gefühle wie unbändige Freude, abgrundtiefer Schmerz, Glück und Traurigkeit, Intuition und Neugierde, Gefühle von Verlassenheit, Angst oder Wut. Das Innere Kind umfasst alles innerhalb des Bereiches von Sein, Fühlen und Erleben, welches speziellen Gehirnarealen zugeordnet wird.

Über die Vorstellung eines „Inneren Kindes“ personifizieren wir solche Kindzustände (Regressionen), sodass diese Gefühls- und Erlebenszustände wie ein selbstständiges gegenüber behandelt werden können. So kann man sie wie ein Gegenüber behandeln und sich mit ihnen auseinandersetzen. Diese „künstliche“ Teilung in „Erwachsenen-Ich“ und „Kind-Ich“ hilft Nähe und Distanz zu schwierigen Inhalten (Erinnerungen, Erfahrungen) und schwierigen Gefühlen besser zu steuern. Die Steuerung von Nähe und Distanz zu diesen Zuständen zu erlernen ist dabei ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit.
Gunther Schmid postuliert hier: „Wir sind viele!“ Diese Haltung erleichtert es eine generalisierende Selbstbeschreibung (Identifikation) – „ich bin immer so und so“ – zu vermeiden und sich in seiner Vielfalt wahrzunehmen.
Viele von uns mussten sich nämlich auf dem Weg zum Erwachsensein von Facetten (Anteilen, Seiten) ihrer ureigenen Persönlichkeit „trennen“, da dieser von der Umwelt nicht erwünscht waren. Die wiederholte Erfahrung: „Wenn ich wütend, traurig usw. bin, bin ich für meine Umwelt nicht in Ordnung“ hat dazu geführt, dass wir uns von diesen Facetten unserer Persönlichkeit getrennt haben, um nicht ständig mit der Umwelt anzuecken und Konflikte zu provozieren. Diese Trennung von Anteilen hatte folglich als Kind eine wichtige Schutzfunktion und ist daher eine not-wendige Abwehrstrategie geworden, die jedoch in der Gegenwart meist nicht mehr erforderlich ist.

Die Vorstellung des „Inneren Kindes“ wird je nach Therapieform mit unterschiedlichen anderen inneren Anteilen verbunden wie beispielsweise: „Innerer Erwachsener“, „Innerer Regisseur“, „Hilfreiche Wesen“, „guter, sicherer Ort“. Gemeinsames Ziel dieser Ansätze ist es, seelische Wunden aus der Vergangenheit und Gegenwart zu heilen, falsche oder dysfunktionale Glaubens- und Lebensmuster zu erkennen, Probleme Selbstverantwortlich und selbstkompetent zu lösen sowie liebevollen Umgang mit sich selbst und anderen zu bewirken.

2. System der inneren Familie (IFS)

In den 1980er-Jahren entwickelte Richard C. Schwartz, ein US-amerikanischer Autor und Familientherapeut, einen neuen therapeutischen Ansatz, der mit dem System der Inneren Familie (IFS) arbeitet. Dieses Modell stellt einen systemischen Ansatz zur Arbeit mit sogenannten Ich-Zuständen dar. So wie auch das Konzept des „Inneren Kindes“ geht es bei der Arbeit mit dem System der inneren Familie um die Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen. Die meisten Menschen haben ganz bestimmte Gedanken-, Gefühls- und Verhaltensmuster, wenn sie in bestimmten Bewusstseinszuständen sind, während sie in anderen Bewusstseinszuständen ganz andere haben. Die sich ständig wiederholenden Gedanken- und Gefühlsmuster werden mit dem Begriff „Teile“ bezeichnet. Durch das Verständnis unseres inneren Systems können wir lernen, all unsere verschiedenen Persönlichkeitsanteile zu akzeptieren und zu integrieren. Vom Zentrum unseres Bewusstseins, einem Bewusstseinszustand der als das „Selbst“ bezeichnet wird, und dessen Entfaltung können wir Harmonie und Gleichgewicht in unser psychisches System bringen. Wir entwickeln die Fähigkeit, diejenigen Gedanken-, Gefühls- und Verhaltensmuster zu transformieren, die uns selbst und anderen Leiden verursachen.

Screentechnik

Die Screentechnik nach dem KReST™-Modell (Körper-, Ressourcen- und Systemorientierte Traumakonfrontation) ist eine von Lutz Besser weiter entwickelte Form der Traumabearbeitung und -integration. Sie stellt eine systematisierte, ressourcenorientierte und sehr effektive Behandlungsform von Traumafolgestörungen dar und ermöglicht auch die Stärkung von Ressourcen.

In einem ersten Schritt werden in der Psychotherapie durch spezifische Methoden und Übungen Sicherheit und Stabilität erarbeitet. Dazu werden innere Ressourcen – innere Potentiale und Kraftquellen – verfügbar gemacht und gestärkt. Geeignete Methoden sind beispielsweise der „Sichere Ort“, „Innere Helfer“ sowie Distanzierungstechniken, beispielsweise die „Tresor-Technik“.
Bei der Screentechnik projiziert der Patient in der Phase der Traumabearbeitung die Traumathematik auf einen „inneren Bildschirm“, oder eine imaginäre Leinwand, auf der er das Geschehen als „Zuschauer“ distanziert und portionsweise betrachten kann. Mit einer imaginären „Fernbedienung“ kann er – je nach Mächtigkeit der unangenehmen Gefühle und persönlicher Stärke – Einfluss nehmen, beispielsweise auf die Dauer des Betrachtens, Nähe oder Distanz, Größe, Deutlichkeit, Lautstärke des Sicht- und Hörbaren, und er kann die Konfrontation damit auch jederzeit beenden. Mit dieser Methode kann ein Trauma Schritt für Schritt durchgearbeitet werden.

Die übersichtliche Sicherheit und Halt vermittelnde Struktur besteht u. a. im ersten Durchgang der Sitzung in der Anwendung eines systematischen Ablaufschemas, mit Einbeziehung von negativen und positiven Kognitionen, Bewertungsskalen und im zweiten Durchgang – der eigentlichen Filmbetrachtung – in der Affektmodulation mit Atemtechniken und körpertherapeutischen sowie hypnotherapeutischen Interventionen.

Brainspotting

Brainspotting (BSP) wurde im Jahre 2003 von David Grand entdeckt.
BSP ist eine psychotherapeutische Technik, mit deren Hilfe emotionale und somatische Symptome nach emotionalen Verletzungen bzw. traumatischen Erlebnissen verarbeitet werden können.
Ein Brainspot ist ein Punkt im visuellen Gesichtsfeld, eine bestimmte Augenposition, die implizite Gedächtnisinhalte und entsprechende innere Erfahrungen neurologisch anregen kann. Die mit dieser Augenposition verbundene Gehirnaktivität kann bewusste und unbewusste Trauma-Erinnerungen gezielt aktivieren.
In der sicheren Beziehung zur Therapeutin können die nun aktivierten Trauma-Erlebnisse neu verarbeitet werden. BSP nutzt zwei Wirkmechanismen, die »fokussierte Aktivierung« impliziter Gedächtnisinhalte und die so genannte »fokussierte Achtsamkeit« im therapeutischen Prozess.

Das Ziel der Methode ist eine vollständige Auflösung blockierter Erregung im Gehirn und im Körper
und sowie die Integration des emotionalen als auch somatischen Schmerzes, der mit der traumatischen Episode verbunden ist, sodass dieser weniger oder nicht mehr spürbar wird.

Wird ein Brainspot gefunden, tauchen meist körperliche oder emotionale Reaktionen auf, wie etwa eine Veränderung des Gesichtsausdrucks, starkes Augenblinzeln oder ein intensives Gefühl.

BSP postuliert »wo man hinschaut beeinflusst, wie man sich fühlt« und dass verschiedene spezifische Blickrichtungen mit neuronaler Aktivierung und internaler Wahrnehmung zusammenhängen. Es zeigt sich außerdem, dass durch Beibehalten dieser Blickrichtung bei gleichzeitiger »fokussierter Aktivierung«, die neuronale Aktivierung stärker gebündelt wird. Dies führt zu einer ökonomischeren Verarbeitung und Auflösung der neuronalen und gefühlten Wahrnehmung.

EDxTM nach Fred Gallo

Text folgt